Linker Haken gegen den Kapitalismus
Wofür das alles noch? Verbesserungen der Arbeitsbedingungen werden heute nicht mehr auf der Straße errungen. Als Genossinnen und Genosse spricht man sich nur mehr bei eigenen, geschlossenen Veranstaltungen an. Und den Text unserer ArbeiterInnenlieder kennen nur mehr unsere Pensionisten und Pensionistinnen. Fast scheint es so, als würden wir uns verstecken. Oder zumindest die Hintergründe der Sozialdemokratie. Warum? Weil es nicht mehr populär ist, zu Themen Stellung zu beziehen und diese auch zu vertreten. Denn mit einem klaren Bekenntnis zur Sozialdemokratie macht man sich heutzutage auch auf lokaler Ebene nicht mehr viele Freunde. Es scheint, als seien wir Roten rechts außen überholt worden.
Mit Penthousewohnungen, Bau von Geschäftsflächen mit Gemeindegeld, Ausfallshaftungen für Bauträger und Umwidmungen ohne Rücksicht zum Wohl Einzelner macht man heute scheinbar Politik Und viele hoffen, dass auch für sie ein Krümel abfällt. Ob das dem Nachbarn das Überleben erschwert oder nicht, ist nicht wichtig. Hauptsache man selbst hat seine Sachen im Trockenen. Solidarität? Abgeschafft. Jeder ist sich selbst der/die Nächste. Ein Hoch dem Kapitalismus und den Arbeitslosen.
Mit Penthousewohnungen hat sich die Sozialdemokratie schon immer schwer getan
Die jetzige Generation (zu der auch ich gehöre) hat den Bürgerkrieg in Österreich und die harten Jahre der ArbeiterInnen nach dem 2. Weltkrieg nicht selbst erlebt. Wir waren nicht dabei, als es tatsächlich notwendig war, für ein lebenswertes Dasein der ArbeiterInnenklasse auf die Straße zu gehen. „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“ Die SozialdemokratInnen haben dadurch viel bewegt.
Sieht man sich unsere heutigen gesellschaftlichen Probleme an, würde es uns gut tun, wenn wir wieder mehr auf die Straße gingen und für unsere Anliegen und Werte eintreten: Bildung ist kein Erbrecht, sie steht allen Kindern offen, ein friedliches Zusammenleben der Kulturen, nachhaltiger Umgang mit unserer Ressourcen, leistbare Wohnungen und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Wenn diese Inhalte von gestern sind, Genossen und Genossinnen, dann freue ich mich, dass ich eine Gestrige bin. Denn all diese Sachen sind mir als Sozialdemokratin so wichtig, dass ich dafür an einem 1. Mai mit meiner Familie auf die Straße gehe. Das Gute, dass wir jetzt haben, wurde durch unser VorgängerInnen für uns erstritten, und auch wenn ein Lied der Arbeit scheinbar nicht mehr der heutigen Zeit entspricht, tut es gut, sich dadurch zu erinnern, woher wir kommen, was wir schon alles errungen haben und im selben Atemzug auch wissen, dass es für uns SozialdemokratInnen noch immer viel zu tun gibt. In diesem Sinne, geschätzte Genossinnen und Genossen: ein stolzes, laut hörbares
„FREUNDSCHAFT!“